Onlinemeeting der Anonymen Alkoholiker

Ich bin Sylvio, Alkoholiker - Seite 4


Während der Ausbildung lernte ich meine Frau kennen. Sie hatte eine katastrophale Ehe hinter sich mit einem Alkoholiker. Und ich? Ich war während der Woche in der Ausbildung und hier gab es kein Halten. Am Wochenende war ich bei meiner Frau und da habe ich gar nichts getrunken. Sie sagte mir gleich am Anfang, dass sie mit jemand der viel trinkt, keine Beziehung haben möchte. Ich verlogene Sau habe das Blaue vom Himmel gelogen. Selbst, als sie mal 2 Bier einkaufte, habe ich sie verschmäht, da mir Bier doch nicht schmeckte. Mensch, war ich ein Schwein! Ich liebte diese Frau, ja klar, ich liebe sie heute noch mehr, dazu später mal.

Meine Frau lernte ich über eine Zeitungsannonce kennen. War eigentlich ganz lustig, ich schrieb auf eine Annonce zurück und bekam eine Rückantwort. Meine Frau hatte aber die Annonce nicht aufgegeben, sondern ihre Freundin. Sie hat einfach mich in den ganzen Antworten entdeckt und ihrer Freundin gesagt, den möchte sie kennenlernen. Und schwupps, war es passiert. Ich habe mich schon nach dem ersten Treffen in meine Frau verliebt. Ja, und sie sagte mir gleich, dass sie bereits 3 Kinder hätte. So eine Scheiße, habe ich gedacht. Wieso muss ausgerechnet ich diese Frau kennenlernen, mich verlieben und dann hat sie schon 3 Kinder! Ich wollte aber so einfach nicht Schluss machen und lernte die Kinder kennen und ich fand das Leben, so wie es sich entwickelte, einfach nur toll. Zum Anfang war ich ja noch in der Ausbildung und die ganze Woche weg. Da konnte ich doch saufen wie ein Loch. Aber am Wochenende habe ich nichts getrunken. Gleich ihren ersten Geburtstag habe ich durchs Saufen verpasst. Es war mir zwar peinlich, aber damals war mir der Gang in die dortige Kantine wichtiger gewesen.
Ich schloss meine Ausbildung ab und musste aus dem Berliner Raum wegziehen. Meine Frau kam mit. Wir waren jetzt eine Familie. Fast ein ganzes Jahr habe ich keinen Alkohol getrunken. Ohne es darauf angelegt zu haben. Er war mir nicht wichtig. Das änderte sich aber...

Mein neues Leben begann in Sachsen. Wir zogen in eine 5 Raum Plattenbauwohnung im 4. Stock. Ich hatte meine Arbeit, ich musste mich in das neue Tätigkeitsfeld einarbeiten. Meine Frau wurde schwanger und wir lebten an sich in ruhigen Verhältnissen. Ich wollte alles anders und besser machen als meine Eltern. Ich denke mal, diese Gedanken mit dem „besser machen“ hatten wohl viele. Klar, jetzt merkte man natürlich durch das tägliche Zusammenleben die Macken des Anderen kennen und so kam es auch ab und an zu Zoff. Der verlief aber eigentlich immer produktiv. Wir vertrugen uns immer am selben Abend wieder und jeder konnte da auch mit einem zufriedenen Gefühl weiterleben. Ich habe da etwa 9 Monate nichts getrunken.
Als meine Tochter geboren wurde, war ich das erste Mal besoffen und meine Kinder zu Hause mussten sich da, das erste Mal ihr Frühstück alleine machen. Da ging es mir sogar wieder schlecht, nach dem Saufen. Danach änderten sich recht schnell viele Dinge. Ich trank wieder regelmäßig. Ich ging nicht mehr mit meiner Frau zusammen ins Bett. Ich beschaffte mir einen Rechner und begann alles was damit zu tun hatte zu studieren. Ich begann zu zocken, oft tagelang im frei. Ich bin nicht mal zum Essen aufgestanden, nachts bis früh um 05:00 Uhr.

Der Alkohol zog immer öfter in mein Leben ein. Ich begann immer mehr meinen Interessen nachzugehen. Familie fand kaum noch statt. Außerhalb habe ich schon damals kaum gesoffen. Zu Hause war besser, da konnte ich einfach nur ins Bett fallen. Wie oft meine Frau für 1 Tag mal abgehauen ist, keine Ahnung. Immer wieder kam sie zurück und ich gelobte Besserung. Klar, ich habe bis zum Schluss ganz selten vor 18:00 Uhr getrunken. Das allgemeine Umfeld hat da kaum was wahrgenommen. Meine Kinder haben mich gemieden. Ab 20:00 Uhr, wussten sie, wenn der Alte säuft, dann braucht man ab dieser Zeit nicht mehr ins Wohnzimmer gehen.