Onlinemeeting der Anonymen Alkoholiker

Alkohol im Alter


Damals, als Gerold noch in der Firma arbeitete, ist er ab und zu mit den Kollegen in die Kneipe um die Ecke gegangen. Mittlerweile geht Gerold jeden Tag in die Kneipe. Er ist in Rente und nur zu Hause sitzen, das ist nichts für ihn. Die Kollegen trifft er dort selten aber man kennt ihn dort und nach dem ersten Bier folgt ein zweites und drittes.
Ja früher, da war er den Tag über in der Firma und nach Feierabend haben die Frau und die Kinder ihn zu Hause erwartet. Aber das ist lange her. Die Kinder sind groß, gehen ihre eigenen Wege und seine Frau hat sich damals scheiden lassen. Was soll's, schließlich hat Gerold sein Leben lang gearbeitet, da kann er doch auch ein Bierchen trinken, gegen die Leere und Langeweile in seinem Leben.

Bevölkerungsbefragungen zeigen, dass der Anteil täglich Alkohol Konsumierender mit zunehmendem Alter steigt. Bei zwei Dritteln der älteren Menschen, die ein Alkoholproblem haben, besteht dieses schon seit längerer Zeit. Etwa ein Drittel aber entwickelt dieses erst nach der Pensionierung, oft in Zusammenhang mit Schwierigkeiten beim Umgehen mit Belastungen.

Alkoholmissbrauch und -abhängigkeit sind auch im höheren Alter keine Seltenheit. Bis zu 400.000 ältere Menschen in Deutschland sind von einem Alkoholproblem betroffen. Allerdings wird Sucht im Alter kaum wahrgenommen. Die substanzbedingten Störungen können bei älteren Menschen lange im Verborgenen bestehen und werden vom Umfeld häufig stillschweigend hingenommen. Die Bereitschaft, Einrichtungen der Suchthilfe in Anspruch zu nehmen, ist im Alter gering, denn das Eingeständnis, ein Alkoholproblem zu haben, wird als beschämend erlebt.

Gesundheitliche Aspekte von Alkoholkonsum im Alter

Für die meisten Erwachsenen in Deutschland gehören alkoholische Getränke zum Alltag und erst recht zu Feierlichkeiten aller Art. Den heute 60-Jährigen sind alkoholische Getränke und ihre Wirkungen vermutlich seit mehr als 40 Jahren vertraut. Das Älterwerden bringt jedoch Veränderungen mit sich, die zu einem besonders bewussten und mäßigen Umgang mit Alkohol raten.

Im Alter ändert sich die Reaktionsweise des Körpers auf Alkohol. Die Alkoholverträglichkeit nimmt im höheren Lebensalter ab. Mit steigendem Alter sinkt der Wasseranteil im Körper. Die gleiche Menge getrunkenen Alkohols verteilt sich bei älteren Menschen deshalb auf weniger Körperflüssigkeit und führt zu einem höheren Alkoholpegel. Mit zunehmendem Alter braucht auch die Leber länger für den Abbau des Alkohols. Mengen, die früher problemlos vertragen wurden, können deshalb zu Trunkenheit und darüber zu Stürzen und anderen Unfällen führen. Auch die Nerven im Gehirn werden feinfühliger gegenüber Alkohol.

Daher weisen ältere Menschen selbst bei sinkenden Trinkmengen eine erhöhte Schädigung des zentralen Nervensystems auf. Im höheren Alter ist eventuell aufgrund chronischer Krankheiten wie Bluthochdruck, Osteoporose, Herzschwäche oder Arteriosklerose die regelmäßige Einnahme von Medikamenten erforderlich. Dabei kann es zwischen den Wirkstoffen vieler Medikamente und Alkohol zu gesundheitsschädigenden und sogar gefährlichen Wechselwirkungen kommen. Besonders problematisch ist die Kombination von Alkohol und psychisch wirksamen Medikamenten wie Schlaf- und Beruhigungsmitteln oder Antidepressiva. Deshalb gilt der dringende Rat: Sobald ein Medikament eingenommen wird, sollte – durch ärztliche Rückfrage – geklärt werden, ob dennoch Alkohol getrunken werden darf. Das gilt auch für freiverkäufliche Mittel.