42. Unbestimmte religiöse
Wünsche:
Da der Alkoholiker für sein
Fehlverhalten, das er allmählich als solches erkannt hat, immer
weniger eine Erklärung findet, gibt er sich dubiosen
religiösen Vorstellungen hin, die sich bis zum religiösen Wahn
steigern können.
43. Das Erklärsystem
versagt:
Aber auch die vorerwähnten
religiösen Vorstellungen und Wünsche vermögen dem Alkoholiker
keine Antwort auf seine ständige Frage nach dem "Warum" zu
geben. Die Erklärungen, die er sich aus seinem eigenen
"Erklärsystem" gibt, werden so häufig und unbarmherzig der
Wirklichkeit gegenübergestellt, dass sie vollständig versagen.
Er weiss keine Antwort mehr und gesteht seine Niederlage
ein.
44. Zusammenbrüche:
Als Folge dieser Niederlagen
ergeben sich für den Alkoholiker seelische Zusammenbrüche, oft
verbunden mit Krampfanfällen. Diese Zusammenbrüche sind oft so
schwerer Natur, dass die ärztliche Behandlung unbedingt
notwendig ist. Selbstmordversuche sind in diesem Stadium
selten.
45. Alkoholdelirium:
Beim Alkoholiker tritt - meist im
Entzug - ein hochgradiger Verwirrtheitszustand auf mit
Wahnideen, Halluzinationen und schwerer motorischer Unruhe
(evtl. mit Fieber verbunden; der Ausgang kann zu 30% tödlich
sein)! Dieser Zustand heisst Delier oder Delirium tremens. Wird
in dieser Stufe (Endstufe) das Stadium der Korsakowschen
Erkrankung erreicht, so wird die Zerstörung der Gehirnzellen
langsam irreparabel.
Korsakow-
Syndrom
Psychischer Folgezustand nach schweren toxischen, infektiösen, traumatischen oder arteriosklerotischen Hirnschädigungen, meist aber durch Alkohol. Symptomenkomplex, der gekennzeichnet ist durch hochgradige Störungen der Merkfähigkeit, Aufmerksamkeit, Auffassung und Reproduktion sowie Gedächtnisausfälle, die durch Erinnerungsfälschungen (Konfabulationen) ersetzt werden; daneben zeitliche und örtliche Desorientierung, euphorische, später stumpfe und gleichgültige Stimmungslage, Initiativlosigkeit und rasche Ermüdbarkeit. Der alkoholische Korsakow (Korsakow - Psychose) beginnt meist mit einem Delirium tremens und ist oft verbunden mit der alkoholischen Polyneuropathie (s. Punkt 40).