Onlinemeeting der Anonymen Alkoholiker

Mein Name ist Anja, Alkoholikerin - Seite 3


Aber so wollte/konnte ich nicht mehr weitermachen. Wenn doch nur jemand gekommen wäre und mir geholfen hätte, mich in die Klapse gesteckt hätte, denn genau da habe ich zu dem Zeitpunkt hingehört. Aber ich war alleine, nur ich und mein Stoff.

Und da fiel mir eine Freundin ein, die mich auch schon, wie übrigens noch mehr Menschen, auf mein Trinkverhalten angesprochen hatte. Die wollte ich anrufen. Das war das erste Mal in meinem Leben, wo ich, die große, starke Anja, um Hilfe gerufen habe.

Es gab in meinem kranken Kopf noch einige Gedanken, die mich abhielten. So z.B. unsere Kinder. Dabei war ich in keinster Weise mehr in der Lage, ihnen eine ordentliche Erziehung zukommen zu lassen. Und auch der Gedanken, nie mehr in meinem Leben einen Schluck Alkohol zu trinken, wollte mich abhalten. Ach, wegen der Leute im Dorf habe ich mir auch meine Gedanken gemacht, was die sagen würden. Wie schon oben geschrieben wusste es jeder.

Aber in mir wuchs etwas, das immer größer wurde und das war der Wunsch, zu leben. Ich habe gemerkt, dass ich, wenn ich so weitermache, es nicht mehr lange aushalte. Ich war wirklich kurz davor durchzudrehen.

Ich rief also doch die Freundin an und gleich bat ich meinen Mann, zu kommen. Ihm sagte ich, dass ich fertig sei und dass ich etwas gegen meine Sauferei übernehmen möchte. Ich weiß nicht, was es war, aber er muss wohl auch gespürt haben, dass es mir ernst war, denn er nahm mich in den Arm und meinte, dass wir es zusammen schaffen würden. Übrigens ein Satz, den ich bei AA danach noch oft gehört habe.

Die Befreiung und Erlösung, die ich dann in mir gespürt habe, kann ich nicht beschreiben. Ja, ich konnte in diesem Moment vor dem Alkohol kapitulieren, bis heute. Konnte erkennen, dass ich dem Alkohol gegenüber machtlos bin, wenn ich mit ihm in Berührung komme und vor allen Dingen habe ich später, nachdem ich einige Zeit trocken war erkennen müssen/dürfen, dass ich in keinster Weise in der Lage war, mein Leben zu meistern. Ich konnte aufhören, gegen den Alkohol zu kämpfen.

Zwei Wochen später trat ich eine Therapie an und in dieser Zeit lernte ich AA kennen. Heute sage ich, dass ich in meinem Leben noch nie etwas so konsequent durchgezogen habe wie den regelmäßigen Besuch der Meetings.

Und da bekomme ich heute noch alle Unterstützung von meiner Familie. In der Zwischenzeit haben wir 4 Söhne. Bei den beiden Grossen merke ich heute noch ihre Teile der Krankheit, die sie noch nicht abgebaut haben, denn das kann ich für sie nicht tun.

Unsere beiden anderen Söhne kennen mich nur trocken. Sie wissen, dass ich in ein Meeting gehe und sie wissen auch, dass ich keinen Alkohol trinke.

Mit Hilfe des Programms durfte ich lernen, die Verantwortung für mich zu übernehmen und heute weiß ich, dass keiner aus meinem Umfeld "Schuld" an meinem saufen hatte, sondern dass es der Alkohol war, der mich zu Dingen gezwungen hat, die ich lieber ungeschehen machen würde. Kann ich aber nicht mehr, denn das ist Vergangenheit.