Ich wollte alles in meinem Leben
werden, nur kein Alkoholiker. Was bin ich geworden? Ein
Alkoholiker.
Diese Erkenntnis habe ich für
mich in meiner Therapie in Bad Tönnisstein
herausgefunden.
In Bad Tönnisstein lernte ich die
zwölf Schritte der AA kennen und vor allem
schätzen.
Diese zwölf Schritte sind das
Genesungsprogramm der AA. Doch durch meinem Beruf, ich bin
Polizeibeamter, heißen die Schritte für mich
Paragraphen.
Der § 1, die Kapitulation, ist
Voraussetzung für mein neues, trockenes Leben. Hilfreich und
äußerst wichtig war für mich vor allem der § 4:
Wir machten eine gründliche und
furchtlose Inventur in unserem Inneren. Natürlich kann ich hier
nicht alles über mich erzählen, doch über die wichtigsten
Punkte möchte ich hier und heute berichten.
Mit Hilfe dieser Inventur, meiner
ehrlichen Bestandsaufnahme, konnte ich mein Leben aufarbeiten.
Betrachte ich alles im Nachhinein, so habe ich für mich
festgestellt, ich war schon immer, seit meiner frühesten
Jugend, ein Alkoholiker.
Ich hatte schon bei meinem ersten Polterabend, auf den ich von zu Hause aus gehen durfte, einen Kontrollverlust. Ich trank und trank und trank. Die Wirkung des Bieres gefiel mir, es war alles für mich leichter, denn ich fühlte mich nicht sonderlich beliebt oder akzeptiert. Das das natürlich Quatsch war, sah ich nicht. Denn ich wollte die Wirkung spüren. Es war auf einmal alles so leicht, es ging mir wie von selbst von der Hand. Die Gespräche waren lustig, ich war gut drauf – War das nicht toll?
Schon an diesem ersten
Polterabend habe ich bei Erkennen der Wirkung, den Alkohol
gezielt eingesetzt, er war für mich Tröster und Heiler
gleichzeitig. Der Alkohol sorgte dafür, dass ich mit mir gut
klar kam, er lehrte mich, in meiner Scheinwelt ein GROSSER zu
sein. Diese Erfahrung einsetzend, war es für mich leichter,
mein Leben zu bewältigen.
Den Alkohol setzte ich in der
Folgezeit ein, um mit mir und den anderen klar zu kommen. Dies
soll aber nicht heißen, dass ich nur getrunken habe, sondern
immer dann, wenn ich nicht klar kam, wenn ich mich ausgestoßen
fühlte. Statt auf den Tisch zu hauen und ein klärendes Gespräch
zu suchen, sonderte ich mich lieber ab, als mit Gleichaltrigen
etwas zu unternehmen.
Nach meiner Ausbildung zum
Einzelhandelskaufmann wechselte ich zur Polizei. Während meiner
Ausbildung und während der ersten Jahre stellte der Alkohol für
mich kein Problem dar. Ich machte in einer Kleinstadt Dienst
und kam nicht auf die Idee vor oder während meiner Dienstzeit
Alkohol zu trinken, was aber nicht heißen soll, dass ich in den
Alkohol gespuckt habe. Wir, meine Frau und ich, wohnten auch in
der Kleinstadt, wo ich Dienst versah. Fuhren wir nach Hause, zu
irgend einem Fest ins Heimatdorf, war meine Frau fast
abgeschrieben und ich trank an der Theke bis zur bitteren
Neige.
Als ich dann auf eigenen Wunsch
1987 auf die kleine Nebenwache, die auch für meinen Heimatort
zuständig war und noch ist, umgesetzt wurde, änderte sich alles
schlagartig.
Der Alkohol rückte immer mehr in
den Vordergrund.