Ich bin heute 43 Jahre und
erinnere mich, ich war jung als meine Eltern sich trennten. Das
erste mal in meinem jungen Leben machte ich Bekanntschaft mit
dem Gefühl der Ohnmacht durch Machtlosigkeit. Mein Nest ging
kaputt, ich fühlte mich oft ungeliebt war ich doch immer die
letzte die aus dem Kindergarten abgeholt wurde. Als sie sich
von meinem Vater trennte, hatte sie schon einen neuen Mann. So
bekam ich einen Stiefvater und Stiefbruder zu dem ich ins
Kinderzimmer zog aus dem die Schwester mit ihrer Mutter
ausgezogen war.
Wir zogen in Berlin in die
Gropiusstadt, eine Hochhaussiedlung. Ich kam innerhalb von
einem Jahr in 2 neue Schulen, alles was mir vertraut, bekannt,
lieb und warm war, war plötzlich weg, ich fühlte mich
rausgerissen, alleine und anders als andere. Ich fühlte mich
immer schon „Irgendwie anders“ und verstand nicht warum ich
nicht sein, fühlen und denken konnte wie andere auch. Ich
schielte immer wie andere Kinder und Jugendliche waren, wie sie
sich gaben, kleideten dachten redeten und versucht so zu sein
weil ich glaubte so wie ich war, war ich nicht richtig, ich war
irgendwie anders…Mein erstes Bier trank ich mit ca. 13 oder 14
und obwohl es scheußlich schmeckte trank ich noch eins und noch
eins….und dann stellte sich das ein, was mir geholfen hat mich
in meinem Körper und meinem Kopf zum ersten mal in meinem Leben
„richtig“ und komplett zu fühlen, die Wirkung des
Alkohols.
Ich war immer schon sensibel,
ängstlich, unsicher, manipulierbar und ich suchte so sehr nach
Annahme, Geborgenheit, Halt, dem Gefühl wertvoll, liebenswert
und „richtig“ zu sein.
Mit Hilfe von Bier fand ich
dieses Gefühl und empfand das erste mal so was wie gefühlte
innere Freiheit. Ich war nicht mehr in meinen Ängsten und
Unsicherheiten gefangen sondern ich war frei zu sagen was ich
sagen wollte ohne Angst, ich tat was ich mich sonst nicht
traute ohne Angst und ich fühlte mich vor allem nicht mehr so
anders sondern endlich irgendwie zugehörig und „richtig“ statt
irgendwie anders. Ich konnte auf andere Menschen zugehen ohne
Angst, kam raus aus meiner inneren Isolation.
Mein Problem war nie der Alkohol
an sich, mein Problem war das Leben ! Der Alkohol aber wurde
mein Hilfsmittel, meine Gehhilfe um überhaupt Leben zu
können.
Ich erfuhr zuhause das Menschen
austauschbar sind, meine Mutter verließ wieder für einen
anderen meinen Stiefvater und zog mit diesem Mann der gern
trank und seiner Tochter zusammen. Mich fragte sie ob ich
lieber mit ihr mit wollte oder aber bei meinem Stiefvater
bleiben wolle was sie ihrer Aussage nach total verstanden
hätte, sie ließ mir die Wahl da war ich ca. 15 Jahre alt. Für
mich fühlte sich das eher danach an als wolle sie mich nicht
dabei haben, sie würde mich Tatsache zurücklassen und das tat
weh…ich tickte schon seit der ersten Trennung und Scheidung von
meinem Paps damals in der Schule aus, ich verweigerte die
Hausaufgaben, aber meine Mutter reagierte darauf nicht, Ich war
in der Grundschule ein Sport Ass….nahm an vielen Wettkämpfen
und Turnieren teil, was mir ein wenig Halt und Selbstwert gab.
Mein damaliger Sportlehrer und Trainer förderte mich da sehr,
Danke Herr W. In der Oberschule aber ist das alles weggefallen,
ich fiel wieder wie in ein Loch ohne Halt. Ich hatte nichts was
mich noch trug oder hielt und wurde rebellisch, schwänzte, log
und war aggressiv anderen Schülern gegenüber aber immer nur in
der Gruppe denn alleine war ich nichts, da war ich immer noch
die kleine schüchterne, ängstliche, sensible und sehr gehemmte
Daniela, ein Würmchen war ich, mehr nicht.