Mein Name ist Hans-Jürgen. Vor
Jahren, also 2009 hatte AA angeregt innerhalb der Suchtwoche,
in der Gruppe aktiv zu werden in der Öffendlichkeitsarbeit. Die
Lokalpresse reagierte auf unsere Information und
veröffendlichte auch unsere Einladung zum öffendlichen
Informationsmeeting.
Nun ja, wichtig war für die
Medien auch einen kleinen Lebensbericht eines Alkoholikers zu
veröffendlichen. So kam es dann zu einem Gespräch, mit einer
netten jungen Journalistin, der ich in gut zwei Stunden über
mein Leben (wie ich war, was passierte und was aus mir wurde)
berichtete.
Und sie machte was draus. Doch
lest selbst was geschrieben wurde über mich:
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Eisenhüttenstadt (MOZ) Weltweit treffen sich etwa zwei Millionen Anonyme Alkoholiker in gleichnamigen Selbsthilfegruppen. In Eisenhüttenstadt gibt es diese Gruppe seit nunmehr drei Jahren. Im Schnitt kommen fünf oder sechs Personen - darunter auch Jürgen*der uns seine Geschichte erzählt hat. "Drei Flaschen Weißen hab ' ich am Ende täglich gebraucht. Dazu gab ' s zehn oder zwölf Flaschen Bier. Das war normal"erzählt Jürgen. Ebenso normal waren die zwei Promille, die er Mitte der 90er Jahre ständig im Blut hatte. Ich konnte trotzdem gerade laufen, die Nasenspitze mit geschlossenen Augen finden und gelallt habe ich auch nicht." All das sei typisch für Alkoholiker, das weiß der 58-Jährige jetzt. Doch lange, viel zu lange hat er seine Krankheit, seine Abhängigkeit nicht wahrhaben wollen. "Der Alkohol war Herr über mich, nicht ich über den Alkohol. Ich hatte mein Leben nicht mehr im Griff." Mittlerweile redet Jürgen über die Sucht und darüber, wie viel Mist er gebaut hat.
Er belog, betrog und verletzte Frau Kinder und Freunde. Er verlor Jobs und Fahrerlaubnis, wollte sich umbringen, weil er weder ohne noch mit Alkohol leben konnte und machte nach der Wende 10 000 D-Mark Schulden. In der Selbsthilfegruppe erzählt er davon und sagt seit geraumer Zeit selbstbewusst: "Hallo, ich bin der Jürgen, ich bin Alkoholiker und ich bin heute trocken. Dafür bin ich dankbar." Trocken lebt der gebürtige Stalinstädter seit elf Jahren. "Trotzdem ist der Saufdruck auch jetzt noch hin und wieder da"erzählt er bei einer Tasse Kaffee in Frankfurt (Oder)wo er mittlerweile mit seiner dritten Frau lebt. Aber nun rede er darüber - auch bei den Anonymen Alkoholikern. Das hilft.