Onlinemeeting der Anonymen Alkoholiker

Daniela - Irgendwie anders - Seite 1


Ich bin heute 43 Jahre und erinnere mich, ich war jung als meine Eltern sich trennten. Das erste mal in meinem jungen Leben machte ich Bekanntschaft mit dem Gefühl der Ohnmacht durch Machtlosigkeit. Mein Nest ging kaputt, ich fühlte mich oft ungeliebt war ich doch immer die letzte die aus dem Kindergarten abgeholt wurde. Als sie sich von meinem Vater trennte, hatte sie schon einen neuen Mann. So bekam ich einen Stiefvater und Stiefbruder zu dem ich ins Kinderzimmer zog aus dem die Schwester mit ihrer Mutter ausgezogen war.

Wir zogen in Berlin in die Gropiusstadt, eine Hochhaussiedlung. Ich kam innerhalb von einem Jahr in 2 neue Schulen, alles was mir vertraut, bekannt, lieb und warm war, war plötzlich weg, ich fühlte mich rausgerissen, alleine und anders als andere. Ich fühlte mich immer schon „Irgendwie anders“ und verstand nicht warum ich nicht sein, fühlen und denken konnte wie andere auch. Ich schielte immer wie andere Kinder und Jugendliche waren, wie sie sich gaben, kleideten dachten redeten und versucht so zu sein weil ich glaubte so wie ich war, war ich nicht richtig, ich war irgendwie anders…Mein erstes Bier trank ich mit ca. 13 oder 14 und obwohl es scheußlich schmeckte trank ich noch eins und noch eins….und dann stellte sich das ein, was mir geholfen hat mich in meinem Körper und meinem Kopf zum ersten mal in meinem Leben „richtig“ und komplett zu fühlen, die Wirkung des Alkohols.
Ich war immer schon sensibel, ängstlich, unsicher, manipulierbar und ich suchte so sehr nach Annahme, Geborgenheit, Halt, dem Gefühl wertvoll, liebenswert und „richtig“ zu sein.
Mit Hilfe von Bier fand ich dieses Gefühl und empfand das erste mal so was wie gefühlte innere Freiheit. Ich war nicht mehr in meinen Ängsten und Unsicherheiten gefangen sondern ich war frei zu sagen was ich sagen wollte ohne Angst, ich tat was ich mich sonst nicht traute ohne Angst und ich fühlte mich vor allem nicht mehr so anders sondern endlich irgendwie zugehörig und „richtig“ statt irgendwie anders. Ich konnte auf andere Menschen zugehen ohne Angst, kam raus aus meiner inneren Isolation.

Mein Problem war nie der Alkohol an sich, mein Problem war das Leben ! Der Alkohol aber wurde mein Hilfsmittel, meine Gehhilfe um überhaupt Leben zu können.
Ich erfuhr zuhause das Menschen austauschbar sind, meine Mutter verließ wieder für einen anderen meinen Stiefvater und zog mit diesem Mann der gern trank und seiner Tochter zusammen. Mich fragte sie ob ich lieber mit ihr mit wollte oder aber bei meinem Stiefvater bleiben wolle was sie ihrer Aussage nach total verstanden hätte, sie ließ mir die Wahl da war ich ca. 15 Jahre alt. Für mich fühlte sich das eher danach an als wolle sie mich nicht dabei haben, sie würde mich Tatsache zurücklassen und das tat weh…ich tickte schon seit der ersten Trennung und Scheidung von meinem Paps damals in der Schule aus, ich verweigerte die Hausaufgaben, aber meine Mutter reagierte darauf nicht, Ich war in der Grundschule ein Sport Ass….nahm an vielen Wettkämpfen und Turnieren teil, was mir ein wenig Halt und Selbstwert gab. Mein damaliger Sportlehrer und Trainer förderte mich da sehr, Danke Herr W. In der Oberschule aber ist das alles weggefallen, ich fiel wieder wie in ein Loch ohne Halt. Ich hatte nichts was mich noch trug oder hielt und wurde rebellisch, schwänzte, log und war aggressiv anderen Schülern gegenüber aber immer nur in der Gruppe denn alleine war ich nichts, da war ich immer noch die kleine schüchterne, ängstliche, sensible und sehr gehemmte Daniela, ein Würmchen war ich, mehr nicht.