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Beppo der Straßenkehrer


Beppo der Straßenkehrer

Er fuhr jeden Morgen lange vor  Tagesanbruch mit seinem alten, quietschenden Fahrrad in die Stadt zu einem  großen Gebäude. Dort wartete er in einem Hof zusammen mit seinen Kollegen, bis  man ihm einen Besen und einen Karren gab und ihm eine bestimmte Straße zuwies,  die er kehren sollte.

Beppo liebte diese Stunden vor Tagesanbruch,  wenn die Stadt noch schlief.
Und er tat seine Arbeit gern und gründlich. Er  wusste, es war eine sehr
notwendige Arbeit.
Wenn er so die Straßen kehrte,  tat er es langsam, aber stetig:
Bei jedem Schritt einen Atemzug und bei jedem  Atemzug einen Besenstrich. Dazwischen blieb er manchmal ein Weilchen stehen  und blickte nachdenklich vor sich hin. Und dann ging es wieder  weiter:
Schritt - Atemzug - Besenstrich.

Während er sich so  dahinbewegte, vor sich die schmutzige Straße und hinter sich die saubere, kamen  ihm oft große Gedanken. Aber es waren Gedanken ohne Worte, Gedanken, die sich so  schwer mitteilen ließen wie ein bestimmter Duft, an den man sich nur gerade eben  noch erinnert, oder wie eine Farbe, von der man geträumt hat. Nach der Arbeit,  wenn er bei Momo saß, erklärte er ihr seine großen Gedanken. Und da sie auf ihre besondere Art zuhörte, löste sich seine Zunge, und er fand die richtigen Worte.
"Siehst du, Momo", sagte er dann zum Beispiel,  "es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich.  Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt  man."