Onlinemeeting der Anonymen Alkoholiker

Krankhafte Scham Seite 3

Seite 3

Die Schmerzen, die ich dir bereite, sind so unerträglich, dass du mich an andere weitergeben musst. Du erreichst das durch Kontrolle, Perfektionismus, Verachtung, Kritik, Tadel, Neid, Verurteilung, Macht und Zorn. Die Schmerzen, die ich dir bereite, sind so intensiv, dass du mich mit Süchten, starren Rollen, Wiederholungszwängen und unbewussten Abwehrmechanismen zudecken musst. Die Schmerzen, die ich dir bereite, sind so intensiv, dass du dich betäuben musst, damit du mich nicht mehr spüren kannst. Ich habe dich davon überzeugt, dass ich weg bin - dass ich gar nicht existiere -, und du spürst eine innere Leere
MEIN NAME IST KRANKHAFTE SCHAM.

Ich bin der Wesenskern der Co-Abhängigkeit. Ich bin die seelische Bankrotterklärung. Die Logik des Absurden. Der Wiederholungszwang

Ich bin das Verbrechen, die Gewalttat, der Inzest, die Vergewaltigung. Ich bin der gefräßige Schlund aller Süchte. Ich bin die Instabilität und die Lust. Ich bin Ahasver, der ewige Jude, Wagners Fliegender Holländer, Dostojewskis Mann im Untergrund, Kierkegaards Verführer, Goethes Faust. Ich verwandle das was du bist in das was du tust und was du hast. Ich morde deine Seele, und du gibst mich von einer Generation an die andere weiter.
MEIN NAME IST KRANKHAFTE SCHAM.

Dieser meditative Text zählt die vielen Arten auf, wie das wunderbare Kind verletzt worden ist. Der Verlust der Ichhaftigkeit entspricht einer seelischen Bankrotterklärung. Das göttliche Kind wurde im Stich gelassen und ist ganz allein. Wie Alice Miller in "Am Anfang war Erziehung" schreibt, ist es schlimmer dran als jemand, der ein KZ überlebt hat.

"Der misshandelte Häftling eines Konzentrationslagers.... ist innerlich frei, seinen Verfolger zu hassen. Diese Möglichkeit, seine Gefühle zu erleben - ja sie sogar mit den anderen Häftlingen zu teilen, gibt ihm die Chance, sein Selbst nicht aufgeben zu müssen. GERADE DIESE CHANCE HAT EIN KIND NICHT. Es darf seinen Vater nicht hassen ... aber es kann ihn auch nicht hassen, wenn es Angst haben muss, seine Liebe zu verlieren... Ein Kind steht also nicht wie ein Lagerinsasse vor dem gehassten, sondern VOR DEM GELIEBTEN VERFOLGER."

Das Kind lebt weiter in der quälenden Situation, leidet entweder passiv oder ist selbst aggressiv, agiert, frisst alles in sich hinein, projiziert und drückt sich auf die einzige Art aus, die ihm noch möglich ist.