Und der junge Baum nahm in all
seiner Not seine Last an und verschwendete keine Kraft mehr an
das Bemühen, den Stein abzuschütteln. Er nahm ihn in die Mitte
seiner Krone. Er klammerte sich mit langen, kräftiger werdenden
Wurzeln in den Boden, denn er brauchte mit seiner doppelten
Last einen doppelten Halt.
Dann kam der Tag, an dem sich die
Wurzeln der Palme so tief gesenkt hatten, dass sie auf eine
Wasserader stiessen. Befreit schoss eine Quelle nach oben und
sie hat diesen Platz hier zu einem Ort der Freude und des
Wohlstands gemacht.
Nun, als der Baum festen Halt im
Grund hatte und dort dauernde Nahrung fand, begann er, nach
oben zu wachsen. Er legte breite, kräftige Fächerzweige um den
Stein herum. Man konnte manches Mal meinen, dass er den Stein
beschütze.
Sein Stamm gewann mehr und mehr
an Umfang, und mochten auch alle anderen Palmen am Strand höher
und lieblicher sein, der Palmbaum, den die Leute bald die
Steinpalme nannten, war unbestritten der mächtigste Baum. Seine
Last hatte ihn aufgefordert und er hatte den Kampf gegen seinen
Kleinmut aufgenommen. Er hat diesen Kampf gewonnen. Er hat eine
Quelle freigelegt, die seither den Durst vieler löschte und,
was sicher das Wichtigste ist, der Baum hat seine Last
angenommen und hoch hinausgetragen. Sie liegt auch heute noch
auf seinem Herzen, aber sie ist in seinem Dasein an eine Stelle
gerückt, die sie tragbar macht. Nur die äussere Last erscheint
uns untragbar. Ist sie angenommen, wird sie Teil von uns
selbst."
Raman, der Erzähler, legte beide
Hände an den Stamm der grossen Palme. Das Feuer war fast
niedergebrannt. Die Zuhörer verliessen einer nach dem anderen
den Platz. Nur einer blieb noch. Er war spät gekommen und hatte
ein wenig abseits gesessen. Er setzte sich nun zu Raman, und
beide sassen lange ohne Worte.
"Ich bin der Mann, der den Stein
auf die Palme gedrückt hat", sagte der Mann. " Ich hatte es
vergessen, doch deine Erzählung weckte alles wieder auf. Was
soll ich tun? Ich fühle Schuld."
"Dann trage diese Schuld wie der
Baum den Stein", antwortete Raman. "Nimm die Schuld an..
Versuche, soviel du vermagst, davon in Liebe zu verwandeln.
Vergiss dabei nicht, dass Liebe etwas ist, was man tun muss. Es
nützt nichts, sie nur zu erkennen und um ihre Notwendigkeit zu
wissen. Liebe ist Leben und wächst allein aus dem
Tun."
Die Männer sassen noch lange
unter der Palme, und es war ein leichter Wind, der das Feuer
wieder zum Brennen brachte